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Was reizt dich an der neuen Aufgabe als Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz?

15. November 24

Am 4. November 2024 hat Marc Marthaler die Stelle als Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz angetreten. Bis Ende Jahr erfolgt nun die Übergabe mit unserem bisherigen Geschäftsführer Serge Frech. Im Dialog sprechen der neue und der bisherige Geschäftsführer über Herausforderungen, Superkräfte und warum ihr Herz für die Berufsbildung schlägt.


Marc Marthaler: Serge, du hast den Verband mit deinem Führungsstil, deinem Ideenreichtum und Macherwesen stark geprägt. Was würdest du als dein Vermächtnis bei ICT-Berufsbildung Schweiz bezeichnen?


Serge Frech: Wir werden heute von allen unseren Stakeholdern als vertrauenswürdiger, hoch leistungsvoller Partner wahrgenommen – beim Bund, den Kantonen, den regionalen Organisationen der Arbeitswelt, bei den Unternehmen und all unseren weiteren Partnern in der Bildungslandschaft. Wir sind ein Pionier in der Berufsbildung. Das hat vor allem mit unserer Kultur zu tun – einer Kultur der Partnerschaft und Innovation. Diese wird geprägt von den Menschen, die bei uns arbeiten. Uns ist es gelungen, die besten Leute für den Job zu rekrutieren – das würde ich als mein Vermächtnis bezeichnen. Und das gilt natürlich auch für meinen Nachfolger.


Marc Marthaler: Merci.


Serge Frech: Was reizt dich an der neuen Aufgabe als Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz? Was hat dich dazu bewogen, diese Stelle anzunehmen?


Marc Marthaler: Ich habe mich in den letzten Jahren für Bildung und insbesondere für die ICT-Berufsbildung von einer Firma eingesetzt. Ich erhoffe mir, dass ich nun auf nationaler Ebene mitgestalten und vieles umsetzen kann. 



Marc Marthaler: Wenn du den Verband und seine Kultur durch ein einziges Bild oder eine Metapher beschreiben müsstest, welches würdest du wählen?


Serge Frech: Wir sind wie eine Fallschirmsprungformation im freien Fall. Wir befinden uns in einer fast lebensfeindlichen Umgebung (schmunzelt) und rasen mit 200 km/h der Erde entgegen. Gleichzeitig vollbringen wir wahre Kunststücke. Es gibt die Gravitation, die uns anzieht – das ist die Metapher für das Berufsbildungsgesetzt. Sie ist einerseits die grösste Bedrohung, weil sie uns Richtung Erde zieht. Andererseits ist es eine unumstössliche Grösse, der man sich nicht entziehen kann. Eine weitere Analogie ist der Fallschirm – wenn man den rechtzeitig zieht, kommt alles gut und man hatte viel Spass. Das ist die Metapher für ICT-Berufsbildung Schweiz.


Serge Frech: Wohin soll sich der Verband in Zukunft entwickeln? Welche Schritte planst du, um dies zu erreichen?


Marc Marthaler: Der Verband hat in den letzten Jahren unglaublich viel geleistet und ist meines Erachtens sehr gut positioniert. Ich werde mir dementsprechend die berühmten 100 Tage nehmen, um zu beobachten, mit vielen Menschen zu reden und Fragen zu stellen. Was ich schon heute als mittel- oder langfristiges Ziel benennen kann, ist die stabile und nachhaltige Finanzierung dieses Verbandes.


Marc Marthaler: Wenn du eine Superkraft hättest, um ein komplexes Problem in der ICT-Berufsbildung mit einem Fingerschnippen zu lösen, welches Problem wäre das und warum?


Serge Frech: Es ist definitiv das Problem, das du angesprochen hast: die Finanzierung. In der Regel sollte ein Berufsbildungsverband von seiner Branche, seinen Nutzniessern finanziert werden, damit sich der Verband auf seine Kernaufgaben konzentrieren kann. Das sind die berufliche Grundbildung, die höhere Berufsbildung, die Berufsinformation und das Marketing. Heute sind wir ein Bildungs-KMU. Wir finanzieren uns zu 80 Prozent selbst. Das gibt es sonst nicht in der Bildungslandschaft. Wenn ich das mit einem Fingerschnippen lösen könnte, würde ich es tun. Die Finanzlage hat jedoch auch dazu geführt, dass wir sehr innovativ und sehr kreativ sind. Und nicht nur agil, sondern auch flink. Diese Kreativität und Innovation müsste bei dem Fingerschnippen beibehalten werden. Ich wünsche mir, dass dir das gelingt.

 


Serge Frech: Wenn du das heutige Bildungssystem mit einem digitalen Produkt vergleichen müsstest – welches Feature müssten verbessert oder neugestaltet werden?


Marc Marthaler: Ich würde die Analogie mit dem PC machen. Das Mainboard müsste optimiert werden. Das heisst, dass die verschiedenen Komponenten noch besser miteinander kollaborieren und die wichtigen Schnittstellen zu den Peripheriegeräten funktionieren. Auch dass die Peripheriegeräte noch viel individueller und personalisierter arbeiten können. Die Grafikkarte sollte verbessert werden, damit die Zusammenarbeit noch interaktiver ist und die digitalen Kompetenzen noch mehr gefördert werden. Und man sollte den Arbeitsspeicher, die RAM, substanziell erhöhen, damit man bei Veränderungen schnell und flexibel reagieren kann. 


Marc Marthaler: Gibt es eine Idee oder ein Projekt, das du nie umsetzen konntest, aber glaubst, dass es grosses Potenzial hätte? 


Serge Frech: Es gibt viele Projekte, die wir nicht umsetzen konnten. Es ist wie an Weihnachten: Man hat eine Wunschliste und bekommt nicht alles. Wir haben die Aufgabe, Fachkräfte zu entwickeln. Der Fachkräftemangel ist der grösste Schmerz des Berufsfelds ICT. Er hindert auch die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz. Ich bin überzeugt, dass im Quereinstieg ein riesiges Potenzial liegt, um mehr ICT-Fachkräfte zu gewinnen. Dafür müssten alle ICT-Verbände der Schweiz zusammenspannen und auch alle Branchenverbände, die vom ICT-Fachkräftemangel betroffen sind. Das ist uns leider nicht gelungen, weil wir keine Ressourcen hatten. Aber das sollte man in Zukunft machen. 


Serge Frech: Wenn du genügend Geld und Ressourcen hättest, welche Initiative würdest du sofort starten?


Marc Marthaler: Entlang meiner vorherigen Antwort: Ich würde das Mainboard optimieren, die Grafikkarte verbessern und den Arbeitsspeicher substanziell erhöhen. Aber wenn es um eine konkrete Initiative geht, dann würde ich grossflächige, nachhaltige Kampagnen und Programme gegen den Fachkräftemangel national initiieren und zusammen mit den regionalen OdA und unseren Partnern umsetzen. 


Serge Frech: Das heisst, mehr Lehrstellen schaffen?


Marc Marthaler: Das ist sicher einer der wichtigsten Punkte. Aber auch im Bereich des Quereinstiegs könnten wir noch viel aktiver werden.


Serge Frech: Welche persönlichen Ziele und Erwartungen hast du in Bezug auf deine neue Position als Geschäftsführer? Wie gelingt dir der Wechsel aus der Rolle des Vizepräsidenten zum Geschäftsführer?


Marc Marthaler: Persönlich erwarte ich, dass ich viel Neues lernen werde und auch weiterwachsen kann. Meine bisherige Rolle als Vizepräsident sehe ich als Chance. Bis Anhin war ich auf einer übergeordneten, strategischen Ebene involviert, jetzt bin ich selbst in Charge für die operative Umsetzung.


Marc Marthaler: Nach so vielen Jahren in der Berufsbildung – welchen Stellenwert hat die Berufsbildung bisher und wird sie in Zukunft in deinem Herzen haben?


Serge Frech: Ich beschreibe das so: Als ich im Jahr 2000 die Matura gemacht habe, wusste ich nicht, was die berufliche Grundbildung ist. Heute würde ich auf jeden Fall eine Lehre machen und empfehle das auch meinen Kindern. Damit ist eigentlich alles gesagt. 


Serge Frech: Abgesehen von deiner bisherigen Tätigkeit als Vorstandsmitglied, welchen Bezug hast du sonst zur Berufsbildung und zur ICT?


Marc Marthaler: Bildung und Berufsbildung prägen meine bisherigen Arbeitsjahre als Lehrer und Dozent sowie als Lernbegleiter und Leiter der Berufsbildung. Somit bin ich seit fast 30 Jahren in der Bildung tätig. ICT hat mich schon immer interessiert und fasziniert. Sei es als kleiner Junge, als ich mit meinem Vater die Röhrenfernseher zusammenbaute – damals sprach man noch von Elektronik oder Technik. Sei es die intensive Beschäftigung mit dem Comodore 64 oder sei es Videos herunterladen, auf DVD brennen und labeln. Das alles habe ich sehr gerne gemacht. Und vor rund 20 Jahren haben wir zu sechst einen Informatikverein gegründet und Computerkurse für Privatpersonen und Vereine angeboten. Ganz einfach: Word, Excel, PowerPoint. Das war eine grossartige Zeit, gleichzeitig muss ich heute darüber schmunzeln.


Serge Frech: Sehr cool. Hättest du aus dem Verband nur einen Dachverband gemacht! (beide lachen)





Marc Marthaler: Etwas, das ganz viele interessiert: Wie geht es bei dir weiter?


Serge Frech: Aktuell schliesse ich die Übergabe ab und will für dich und das Team die besten Voraussetzungen schaffen. Danach mache ich eine Auszeit. Keine Ahnung, was ich machen werde. Wenn ich es wüsste, würde ich es sagen. Ich bin da kein Geheimniskrämer. 


Serge Frech: Welcher Glaubenssatz über Bildung hat sich über die Dauer deiner Laufbahn als überraschend falsch herausgestellt?


Marc Marthaler: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Den Spruch habe ich oft gehört und, ehrlich gesagt, auch ab und zu selbst gebraucht. Irgendwann habe ich mir überlegt, dass er in Bezug auf Verhalten und Werte wohl seine Berechtigung hat. Aber wenn man einen spezifischen Fokus auf Lernen setzt, dann entspricht er heute überhaupt nicht mehr meinem Verständnis. Das Credo ist meiner Meinung nach vielmehr Lebenslanges Lernen oder, wie ich noch treffender formuliert finde, Lebenslange Kompetenzentwicklung. 


Serge Frech: Ich wage sogar zu behaupten, dass man auch Werte und Haltungen lebenslang verändern und lernen kann.


Marc Marthaler: (nickt) Zu einem gewissen Teil glaube ich das auch. 


Marc Marthaler: Was wirst du am meisten vermissen? Worauf freust du dich jetzt besonders?


Serge Frech: Am meisten werde ich das Team von der Geschäftsstelle vermissen. Das bricht mir fast das Herz, weil wir fast wie eine Familie sind. Am meisten freue ich mich gleichzeitig darauf, aus der Ferne zu beobachten, wie sich der ganze Verband grossartig weiterentwickeln wird – davon bin ich überzeugt.


Serge Frech: Marc, wir kommen zur letzten Frage. Worauf freust du dich am meisten als neuer Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz?


Marc Marthaler: Ich freue mich sehr, mit einem engagierten und performanten Team auf nationaler Ebene etwas für die Berufsbildung zu bewegen und mitzugestalten.