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Die beiden Cyber-Security-Weltmeister im Gespräch

27. November 24

Wie man die WorldSkills gewinnt, ihre Faszination für Cyber Security sowie die grössten Bedrohungen und Mythen – davon erzählen die beiden Cyber Security Weltmeister Edward Booth und Philippe Dourassov im Interview.



Was braucht es, um Weltmeister in Cyber Security zu werden?


Edward: Leidenschaft, Fleiss und eine Bereitschaft, viel Arbeit zu investieren. Obwohl dies zwar pauschal klingen mag, ist dies schon alles, was es benötigt. Dabei ist jedoch nicht zu unterschätzen, welches Ausmass das Stichwort «viel Arbeit» mit sich bringt. Anstatt am Wochenende auf dem Sofa zu sitzen oder nach der Arbeit zu Fernsehen, verbringt man diese Zeit mit Vorbereitungen für den Wettkampf oder mit dem Lernen sowie Auffrischen von Wissen in den relevanten Cyber-Security-Themen. Dies mag zwar für einige unvorstellbar klingen. Wenn deine Leidenschaft aber so gross ist, dass diese Zeitinvestition dich reizt, dann hast du es, was es braucht, um potenziell Weltmeister zu werden.


Philippe: Ich denke, man darf keine Angst haben, ausgetretene Pfade zu verlassen und seinen eigenen Weg zu gehen. Manche Leute sagen zum Beispiel, man müsse sehr organisiert sein. Ich dagegen war immer chaotisch und unorganisiert. Auf eine Weise hat mir das geholfen, mich schnell an unerwartete Situationen anzupassen und immer eine Lösung zu finden. Das war während des Wettbewerbs sehr nützlich.


Edward Booth und Philippe Dourassov auf dem Siegerpodest.

Edward Booth und Philippe Dourassov auf dem Siegerpodest.

 

Was nehmt ihr von den WorldSkills 2024 mit?


Philippe: Für mich war es eine sehr bereichernde persönliche Erfahrung. Es war das erste Mal, dass ich monatelang hart für ein einziges Ziel gearbeitet habe. Dann während des Wettbewerbs alles zu geben, war zwar anstrengend, aber vor allem extrem befriedigend!


Edward: Die Chance, zusammen mit so vielen verschiedenen, interessanten Personen als Team die Schweiz international zu vertreten, ist einzigartig. Diese Erfahrung ist eines der grössten Aspekte, die ich von den WorldSkills mitnehme. Dazu zählt auch das Messen unserer Fähigkeiten - Cyber-Security war ja ein Wettkampf im Zweier-Team – gegenüber Gleichgesinnten aus den verschiedenen Ländern. Bedeutend war in diesem Zusammenhang jedoch vielmehr der Austausch mit den anderen Wettkämpfern.

 


Wenn ihr nur eine Sache ändern könntet, wie Menschen ihre digitalen Gewohnheiten gestalten, was wäre das und warum?


Edward: Das Verwenden eines Passwort-Managers. Diese Praktik nimmt zwar jedes Jahr zu, jedoch ist meiner Meinung nach ein wichtiger Bestandteil für ein sicheres, digitales Leben. Man kann von keinem erwarten, dass jemand sich für mehrere Dutzend Online-Dienste hochkomplexe Passwörter merkt. Nichtsdestotrotz ist das Verwenden von einfachen Passwörtern einer der einfachsten Wege, wie jemand sich Zugriff zu einem Konto verschaffen kann. 


Philippe: Sperrt eure Computer! Die Leute vergessen das viel zu oft, und ich mache mir dann einen Spass daraus, Nachrichten wie «Morgen bringe ich für alle Croissants mit!» vom Computer meiner Freunde zu senden, die das vergessen. So lernen sie daraus – und ich bekomme gratis Croissants!

 

Philippe Dourassov (links) und Edward Booth (rechts) mit ihren Goldmedaillen.

Philippe Dourassov (links) und Edward Booth (rechts) mit ihren Goldmedaillen.



Was ist deiner Meinung nach der grösste Mythos über Cyber Security?


Philippe: Es ist gar nicht so kompliziert, wie viele denken. Ethisches Hacken ist oft sogar einfacher als Programmieren. Wie ich gerne sage: Es ist leichter, Dinge kaputt zu machen, als sie zu bauen!


Edward: Gerne wird die Cyber-Security (z.B. in Filmen) als ein hochkomplexes Gebiet dargestellt, bei dem man ungeheure Ressourcen benötigt und nur aus hochintelligenten, talentierten Personen besteht, welche Ihre Zeit nur am PC verbringen. Dies widerspricht fast vollumfänglich der Realität. Cyber-Sicherheit erfordert ein verhältnismässig grosses Ausmass an Wissen, das mag zwar stimmen. Jedoch soll dies keinen davon abhalten, in die Cyber-Security einzutauchen. Leidenschaft, Arbeit und Interesse am stetigen Lernen – diese Aspekte spiegeln Eigenschaften von Personen in der IT-Sicherheit vielmehr.

 

Während des Wettbewerbs.


Welche Bedrohung im Bereich Cyber Security hältst du für die am meisten unterschätzte, und warum?


Edward: Diese Frage ist schwer zu beantworten. Das Ziel der Cyber-Security ist die Minimierung möglicher Angriffsflächen bzw. -vektoren. Somit haben jegliche Bedrohungen einen gewissen Stellenwert. Nichtsdestotrotz denke ich, dass Spear-Phishing, das sind gezielte Phishing-Angriffe, einen bedeutsamen Angriffsvektor darstellt. Dies hat einerseits den Grund, dass dieser Angriff jeden betreffen kann und andererseits meist unterschätzt, da «man schnell erkennen kann, ob es sich um einen Phishing-Versuch handelt». Jedoch ist das, je nachdem wie raffiniert der Angriff gestaltet worden ist, schwieriger als viele erwarten. Somit sind solche Angriffe nicht zu unterschätzen und proaktive Massnahmen zu ergreifen, um diesen Vektor zu minimieren. Denn es benötigt nur einen falschen Klick, damit dieser Angriff gelingt.


Philippe: Das ist wirklich schwer zu sagen, mir fällt kein spezifischer Punkt ein. Es gibt viele Bedrohungen, die immer wieder Probleme verursachen, aber die meisten davon sind schon gut bekannt. Vielleicht sind die gefährlichsten Aspekte genau diejenigen, die die Gemeinschaft noch nicht kennt. Während böswillige Hacker oder Regierungen sie heimlich ausnutzen, können Fachleute nichts dagegen tun. Deshalb ist es wichtig, offen über solche Probleme zu sprechen, statt sie zu verschweigen.

 


Welche Rolle möchtest du künftig im Bereich Cyber Security spielen?


Philippe: Ich liebe es, Entdeckungen zu machen und das Unbekannte zu erkunden. Ich möchte gewissermassen ein Pionier auf diesem Gebiet sein und meine Abenteuer mit anderen teilen!


Edward: Da ich mich noch in meiner IT-Sicherheitskarriere noch relativ am Anfang befinde, ist mir zurzeit noch unklar, in welchen Bereich der Cyber-Security ich mich vertiefen will. Was mir dennoch jetzt schon klar ist: Sei es bei der proaktiven Identifizierung von Schwachstellen, der Identifizierung von Taktiken maliziöser Akteure oder der Überwachen von IT-Infrastruktur… Einen bedeutsamen Beitrag zur IT-Sicherheit strebe ich definitiv an – in welcher Rolle dies auch sein mag.

 

Philippe Dourassov und Edward Booth mit Coach Manuel Bürge (Mitte).


Was fasziniert dich am Bereich Cyber Security persönlich am meisten?


Edward: Eine ausführliche Antwort darauf wäre so ausgiebig wie der Cyber-Sicherheitsbereich selbst. Im Grunde genommen faszinieren mich vor allem die Methodiken hinter der Cyber-Sicherheit selbst. Die Funktionsweise eines Systems manipulieren zu können, um unbeabsichtigtes Verhalten herbeizuführen finde ich hochinteressant. Ausserdem bereitet mir das Analysieren von System auf allen Ebenen grosse Freude. Sozusagen eine gigantische, digitale Schnitzeljagd…


Philippe: Ich denke, es ist der grosse soziale Aspekt. Die Menschen teilen gerne ihr Wissen bei Konferenzen und in einfachen Gesprächen. Oft trifft man auch dieselben Leute wieder – wir sind ein bisschen wie eine grosse Familie! Das sind immer spannende Momente des Austauschs.


Weltmeisterschaft

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